WIRTSCHAFTSBERICHT
Branchensituation und Wettbewerbsumfeld
Traditionell stammt der überwiegende Anteil der Umsatzerlöse von MLP aus den drei Beratungsfeldern Altersvorsorge, Krankenversicherung und Vermögensmanagement. Im Geschäftsjahr 2015 betrug dieser Anteil 83 %. Die Umsätze in der Altersvorsorge und in der Krankenversicherung entstehen im Segment Finanzdienstleistungen. Die Umsätze im Vermögensmanagement stammen sowohl aus dem Segment FERI als auch aus dem Segment Finanzdienstleistungen. Im Folgenden wird erläutert, welche Einflussfaktoren im Jahr 2015 das Marktumfeld und die Ertragslage in den drei genannten Beratungsfeldern besonders beeinflusst haben.
Akquisitionsbedingt ist der Anteil der Sachversicherung im Geschäftsjahr 2015 angestiegen und betrug zum Ende des Geschäftsjahrs 11 %. Ab dem Geschäftsjahr 2016 wird durch die Akquisition der DOMCURA Gruppe die Sachversicherung für das Segment Finanzdienstleistungen und das neue Segment DOMCURA nochmals deutlich an Bedeutung gewinnen. Deshalb beleuchten wir dieses Beratungsfeld intensiver im Rahmen der voraussichtlichen Geschäftsentwicklung.
Altersvorsorge
Die anhaltende Niedrigzinsphase, die negative Berichterstattung über Lebensversicherer und ihre Produkte sowie die Zurückhaltung vieler Verbraucher beim Abschluss lang laufender Verträge haben im Berichtsjahr 2015 das Marktumfeld in der Altersvorsorge in Deutschland nachhaltig belastet.
Zudem dämpfte vor allem der gesenkte Höchstrechnungszins (Garantiezins), der mit dem Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) zum 1. Januar 2015 in Kraft trat, das Neugeschäft. Darüber hinaus bereitet sich die Versicherungsbranche auf das neue europäische Aufsichtsrecht Solvency II vor. (Weitere Informationen dazu lesen Sie auch im Kapitel „Wettbewerb und Regulierung“.)
Wie hoch der Beratungsbedarf in der Altersvorsorge grundsätzlich ist, zeigt unter anderem eine Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag von MLP. Danach haben knapp 40 % der Deutschen keine konkreten Vorstellungen über die Höhe ihrer gesetzlichen Rente, weitere 30 % haben lediglich eine „grobe Idee“. Und fast die Hälfte (46 %) kann nicht abschätzen, wie viele eigene Einkünfte aus privater und betrieblicher Vorsorge sie zu erwarten haben.
Sparbereitschaft der Deutschen für die Altersvorsorge leidet unter Niedrigzinsphase
Laut Vermögensbarometer 2015 des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands ist der Anteil der Deutschen, die monatlich nichts für die Altersvorsorge sparen, im Berichtsjahr auf 40 % gestiegen. Zwei Jahre zuvor hatte er noch bei 32 % gelegen. Der Anteil ist umso höher, je geringer das Einkommen ist. Bei denjenigen, die weniger als 1.000 € im Monat zur Verfügung haben, spart inzwischen die Mehrheit (61 %) nicht mehr monatlich – im Jahr 2013 waren es nur 43 %. Aber auch bei den Besserverdienern sinkt die Sparbereitschaft: Ein Viertel der Personen mit einem monatlichen Einkommen von mehr als 2.500 € legt monatlich nichts zurück (2013: 8%).
Die Mehrheit der Erwerbstätigen in Deutschland (59 %) schließt einer Studie der AXA Versicherung zufolge wegen der Niedrigzinsen keine neuen Vorsorgeverträge mehr ab. Und jeder Zweite (49 %) fragt sich, ob private Altersvorsorge überhaupt noch Sinn ergibt.
Urlaub liegt als Sparziel klar vor der Altersvorsorge
Das beliebteste Sparziel der Deutschen ist laut einer Umfrage der Norisbank der nächste Urlaub, für den aktuell 38 % der Befragten Geld zurücklegen. Deutlich weniger Umfrageteilnehmer (24 %) sparen dagegen für ihre Altersvorsorge.
Massive Zurückhaltung in allen drei Schichten
Die beschriebenen schwierigen Rahmenbedingungen spiegelten sich im Berichtsjahr auch in der Marktentwicklung für verschiedene Altersvorsorge-Produkte wider. Dabei bietet der Staat den Bürgern über Steuervorteile und Zuschüsse verschiedene Anreize, um zusätzlich für das Alter vorzusorgen.
Die staatliche Förderung in Deutschland wird im sogenannten 3-Schichten-Modell dargestellt:
- 1. Schicht Basisvorsorge: Gesetzliche Rente und Basis-Rente
- 2. Schicht Zusatzvorsorge: Riester-Rente und betriebliche Altersvorsorge
- 3. Schicht übrige Zusatzvorsorge: Renten- und Lebensversicherungen, Kapitalmarktprodukte
Trotz besserer Förderung weniger neue Basis-Rentenverträge
Zur Basisvorsorge in der 1. Schicht gehören neben der gesetzlichen Rentenversicherung auch die Basis- oder Rürup-Rente, deren Beiträge steuerlich geltend gemacht werden können. Die Basis-Rente steht neben Angestellten auch Selbstständigen und Freiberuflern offen, die nicht der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht unterliegen. Ab 2015 hat die Bundesregierung den bisherigen Förderrahmen für die Basis-Rente aufgestockt und dynamisiert. Der steuerlich absetzbare Höchstbetrag für einen Alleinstehenden wurde von 20.000 € auf 22.172 € (bei Zusammenveranlagung für Ehegatten von 40.000 € auf 44.344 €) angehoben. 2015 konnten Steuerzahler das im Laufe des Jahres in eine Basisvorsorge eingezahlte Kapital bis zu diesem Höchstbetrag zu 80 % als Sonderausgaben von der Einkommensteuer absetzen.
Trotz dieses erheblichen Steueranreizes wurden nach Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bis zum Stichtag 31. Dezember 2015 lediglich 95.600 neue Basis-Rentenverträge marktweit abgeschlossen. Das entspricht einem Rückgang von 14,3 %.
Wohnriester nach wie vor beliebt
Die Zusatzvorsorge der 2. Schicht besteht im Wesentlichen aus der betrieblichen Vorsorge und der Riester-Rente. Bei den Riester-Neuverträgen setzte sich im Berichtsjahr der branchenweite Trend sinkender Absatzzahlen weiter fort. Bis Ende des 3. Quartals 2015 wurden laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales 84.000 Neuverträge abgeschlossen (Gesamtjahr 2014: 292.000). Der Gesamtbestand lag damit bei fast 16,4 Millionen Riester-Verträgen – und damit nur leicht über dem Wert vom 31. Dezember 2014. Ein klarer Schwerpunkt bei den Neuverträgen lag im Berichtsjahr – wie bereits in den Jahren zuvor – im Bereich „Wohn-Riester“, die weiteren Zuwachs verzeichneten. Die Zahl der Versicherungsverträge war hingegen leicht rückläufig.
Betriebliche Altersvorsorge: Mangelnde Information und fehlende Angebote
Die Bedeutung der betrieblichen Vorsorge als weiterer Bestandteil der 2. Schicht ist grundsätzlich groß. Schon heute halten laut „Investmentbarometer 2015“ des GfK Vereins 41 % der Deutschen die betriebliche Altersvorsorge (bAV) für attraktiv; nur die eigene Immobilie ist mit 75 % beliebter. Zu ähnlich positiven Ergebnissen kommt auch eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC): Mit 43 % ist die bAV die beliebteste Form der Vorsorge, gefolgt von Riester-Rente und der privaten Lebensversicherung. Dennoch verfügt derzeit nur knapp jeder dritte Arbeitnehmer (29 %) über eine vom Arbeitgeber finanzierte Versorgungsleistung und genauso wenige nutzen Vorsorgemodelle für eigene Beiträge (Entgeltumwandlung). Als Hauptgründe für die geringe Nachfrage nennt die Studie unzureichende Informationen durch die Unternehmen und fehlende Angebote. 61 % der Befragten, die keine Entgeltumwandlung nutzen, wissen zum Beispiel zu wenig von dieser Vorsorgemöglichkeit.
Nachholbedarf bei kleinen und mittleren Unternehmen
Die Durchdringungsquote bei den Unternehmen, die eine betriebliche Vorsorge anbieten, liegt bei 54 % der Beschäftigten. So lautet das Ergebnis einer Studie der Zurich Versicherung. Nachholbedarf gibt es insbesondere bei den Kleinunternehmen: Mehr als ein Drittel (36 %) bieten ihren Mitarbeitern gar keine betriebliche Vorsorge an. Von den größeren Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten sind lediglich 3 % ohne Betriebsrente. Fehlendes Mitarbeiterinteresse und eine zu geringe Mitarbeiterzahl nennen die Kleinunternehmen als Hauptgründe für den Verzicht auf ein entsprechendes Angebot.
Auch in der 3. Schicht zeigt sich nach wie vor eine verhaltene Entwicklung, die nicht zuletzt durch die Absenkung des Garantiezinses Anfang 2015 bestimmt wurde. Zwar besitzt aktuell fast jeder zweite Deutsche (48 %) mindestens eine private Lebens- oder Rentenversicherung. Allerdings hat das Niedrigzinsumfeld laut TNS Infratest dazu geführt, dass die Neuabschlüsse in den vergangenen fünf Jahren um 33 % zurückgegangen sind. Bei klassischen Lebens- und Rentenversicherungen lag die Zahl im Berichtsjahr laut GDV mit 1.318.373 neuen Verträgen deutlich unter dem Niveau des vergleichsweise starken Vorjahrs (–17,3 %).
Rückläufig hat sich 2015 – trotz der aktuellen Diskussion um die wachsende Zahl an Pflegebedürftigen in Deutschland – der Bereich der Pflegeabsicherung entwickelt. Nach Angaben des GDV lag die Zahl der Neuabschlüsse zum Stichtag 31. Dezember 2015 bei der Pflegerentenversicherung bei 23.954 – das entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 25,0 %. Weiterführende Informationen zum Thema Pflegeabsicherung stehen im nachfolgenden Kapitel „Krankenversicherung“.
Gesamtmarkt rückläufig, vielfach Einmalbeiträge
Aufgrund des beschriebenen schwierigen Marktumfelds lag die vermittelte Beitragssumme des Neugeschäfts bei laufenden Beiträgen laut vorläufigen Angaben des GDV im Berichtsjahr mit 119,4 Mrd. € 4,0 % unter dem Vorjahreswert (124,4 Mrd. €). Unter Berücksichtigung des Neugeschäfts gegen Einmalbeiträge sank die insgesamt vermittelte Beitragssumme des Neugeschäfts auf 145,1 Mrd. € (152,8 Mrd. €).
Krankenversicherung
Die Krankenversicherung befand sich im Berichtsjahr unverändert in einem schwierigen Marktumfeld – insbesondere bei der privaten Vollversicherung. Schon seit Jahren ist die Zahl der Vollversicherten nach Angaben des Verbands der privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) leicht rückläufig: 2014 lag das Minus bei 55.700 Versicherten oder –0,6 %. Ende 2014 waren damit 8,83 Mio. Menschen in Deutschland privat vollversichert – 150.000 weniger als Ende 2011.
Die Experten der Ratingagentur Assekurata erwarten für das Berichtsjahr 2015 keine Trendumkehr. Diese Einschätzung wird in der Branche geteilt. So beurteilen in einer Umfrage der Assekurata Solutions GmbH mehr als die Hälfte (58,6 %) der befragten Makler die aktuelle Geschäftslage in der Krankenvollversicherung als schlecht.
Rückgang bei privater Vollsicherung hat mehrere Ursachen
Die Gründe für den Rückgang sind vielschichtig. Belastend wirkte vor allem der Vertrauensverlust in die PKV, der vor allem durch die kritische Berichterstattung in den Medien zum Thema Beitragsentwicklung und die Diskussionen im Vorfeld der letzten Bundestagswahl zur möglichen Einführung einer Bürgerversicherung hervorgerufen wurde. Nach der Umstellung auf die Unisex-Tarife Ende 2012 stiegen zudem in vielen Fällen die Beiträge, was die Zurückhaltung auf Seiten potenzieller Neukunden noch verstärkte. Bei Bestandskunden ist die Stimmungslage dagegen positiv: Laut Continentale-Studie sind 81 % der PKV-Versicherten mit den Leistungen ihrer Krankenversicherung zufrieden.
Wechselbereitschaft durch Zusatzbeiträge gering
Seit dem 1. Januar 2015 dürfen die gesetzlichen Krankenkassen neben dem allgemein gültigen Beitragssatz von 14,6 % einen Zusatzbeitrag erheben. Lediglich zwei gesetzliche Krankenkassen sind im Jahr 2015 ohne einen Zusatzbeitrag ausgekommen. (Weitere Informationen hierzu lesen Sie im Kapitel „Wettbewerb und Regulierung“.)
Die Zusatzbeiträge stellen bisher keinen Grund dar, die Krankenkasse zu wechseln. Dies hat eine Umfrage von PwC herausgefunden: Nahezu alle Mitglieder (97 %) sind im ersten Quartal 2015 ihrer gesetzlichen Krankenkasse treu geblieben. Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass 60 % der Befragten die Höhe des Zusatzbeitrags, den die eigene Kasse verlangt, gar nicht kennen. Genauso viele geben an, von ihrer Krankenkasse nicht ausreichend über das Thema informiert worden zu sein.
Zusatzversicherungen im Plus
Der Trend, den Leistungsumfang der GKV durch private Vorsorge aufzustocken, ist seit mehreren Jahren sichtbar: Die Zahl der Zusatzversicherungen stieg nach Angaben des PKV-Verbands 2014 um 1,9 % auf 24,34 Mio. Verträge; damit lag der Zuwachs leicht unter Vorjahresniveau (2013: 2,0 %). Für 2015 erwartet die Ratingagentur Assekurata ebenfalls Zuwächse, wenngleich mit geringerer Dynamik.
Pflege rückt immer stärker ins Bewusstsein
Schon heute ist das Thema Pflege mitten in der Gesellschaft angekommen. Neben den rund 2,6 Mio. Pflegebedürftigen, die es aktuell in Deutschland gibt, sind auch fast 30 Mio. Menschen aus dem engen persönlichen Umfeld betroffen. Dies hat eine Umfrage des PKV-Verbands ergeben.
Dies zeigt sich auch im Zuwachs von Pflegezusatzversicherungen: Die Zahl der staatlich geförderten Pflegezusatzversicherungen („Pflege-Bahr“) stieg 2014 laut PKV-Verband um 55,3 % auf 558.600 Verträge. Dies ist trotz der starken Steigerung in einer absoluten Betrachtung ein nach wie vor niedriges Niveau. Die Zahl der ungeförderten Zusatzpolicen nahm um 4,6 % auf 2,48 Mio. zu, sodass es Ende 2014 insgesamt über 3 Mio. Versicherungen in diesem Bereich gab (2013: 2,7 Mio.). Die Neuabschlüsse im Bereich Pflegerentenversicherung, die den umfangreichsten Schutz darstellt, waren dagegen rückläufig (siehe Kapitel „Altersvorsorge“).
Die Ratingagentur Assekurata geht davon aus, dass sich das Wachstum in der geförderten Pflegevorsorge im Berichtsjahr deutlich verlangsamt haben könnte. Die abwartende Haltung der Kunden und Vermittler bei der Pflegevorsorge begründen die Experten mit den bevorstehenden gesetzlichen Veränderungen im Rahmen des zweiten Pflegestärkungsgesetzes, das im November 2015 vom Bundestag beschlossen wurde. Das neue Gesetz ist seit dem 1. Januar 2016 in Kraft. (Weitere Informationen dazu lesen Sie im Kapitel „Wettbewerb und Regulierung“.)
Vermögensmanagement
Das Marktumfeld im Bereich Vermögensmanagement war im Berichtsjahr vor allem durch die anhaltend niedrigen Zinsen und eine hohe Volatilität an den Kapitalmärkten geprägt. Im Fokus der Anleger standen im Hinblick auf eine mögliche Zinswende besonders die geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbanken, vor allem in den USA und in Europa. Aber auch die konjunkturelle Entwicklung in China, Staatsschuldenkrisen wie in Griechenland oder gestiegene Terrorgefahren beeinflussten die Märkte im abgelaufenen Geschäftsjahr.
Weltweite Vermögen wachsen
Trotz der aktuellen Niedrigzinsen ist das globale Privatvermögen in 2014 weiter kräftig gestiegen: laut „Global Wealth Report 2015“ des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group (BCG) um fast 12 % auf 164 Billionen Dollar. In Westeuropa fiel das Wachstum des privaten Geldvermögens bedingt durch die Eurokrise mit 6,6 % nur etwa halb so hoch aus. Dennoch wuchs in Deutschland die Anzahl der Dollar-Millionäre 2014 um 0,9 % auf 1,14 Millionen Personen. Im Jahr 2013 betrug das Wachstum noch 11,4 %. Das durchschnittliche Nettovermögen der Bundesbürger stieg laut „Global Wealth Report 2015“ der Allianz nur um gut 1 % auf 44.769 €; im Vorjahr betrug der Anstieg mehr als 5 %.
Sichere und liquide Anlagen weiterhin beliebt
Nach aktuellen Zahlen der Deutschen Bundesbank setzte sich auch im Berichtsjahr der Trend zu liquiden und risikoarmen Anlagen in Deutschland fort. Insgesamt lag das Geldvermögen privater Haushalte hierzulande zum Ende des 3. Quartals 2015 bei 5.210 Mrd. € und damit gut 4 % höher als ein Jahr zuvor. Im Wesentlichen gab es im ersten Halbjahr des Berichtsjahrs per Saldo Mittelzuflüsse bei Sichteinlagen (einschließlich Bargeld) in Höhe von gut 83 Mrd. €.
Misch- und Aktienfonds legen zu
Positive Mittelzuflüsse konnten im Berichtsjahr Investmentfonds verzeichnen: Dem Bundesverband Investment und Asset Management e. V. (BVI) zufolge lag das von der deutschen Investmentwirtschaft verwaltete Vermögen in Deutschland zum Jahresende 2015 bei 2.601 Mrd. € und damit 9,1 % höher als noch 2014. Einen wesentlichen Beitrag dazu lieferten institutionelle Investoren, sodass die Anlagen in Spezialfonds um 8,7 % von 1.231 Mrd. € auf 1.339 Mrd. € stiegen. Dieser Markt ist für den MLP Konzern durch das Angebot von FERI relevant. Publikumsfonds verzeichneten zum Stichtag 31. Dezember 2015 insgesamt einen Anstieg um 11,9 % auf 883 Mrd. €. Dabei gab es bei den Mischfonds mit 38,6 Mrd. € die mit Abstand höchsten Mittelzuflüsse, gefolgt von Aktienfonds mit 21,1 Mrd. € und Rentenfonds mit 6,3 Mrd. €. Im Vorjahr hatten Anleger aus Aktienfonds noch massiv Geld abgezogen.
Privatanleger investieren somit etwas offensiver als in den Vorjahren. Gemessen an den Marktbedingungen stehen sie risikoreicheren Anlageformen aber noch immer zurückhaltend gegenüber.
Anhaltende Konsolidierung im Private Banking und Wealth Management
Der Markt für die Beratung und Verwaltung großer Privatvermögen, in dem wir über FERI aktiv sind, ist seit der Finanz- und Wirtschaftskrise anspruchsvoller und umkämpfter geworden. Das Wettbewerbsumfeld wird bestimmt durch die anhaltende Konsolidierung im Private Banking und Wealth Management.
Auf Kundenseite kommt hinzu, dass die Entscheidungszyklen der Anleger nach wie vor lang sind und die Bereitschaft für Neumandatierungen weiterhin gering ist. Angesichts des Niedrigzinsumfelds fragen insbesondere institutionelle Investoren verstärkt Alternative Investments nach.
Immobilien weiter in Fokus
Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase gewinnen selbst- und fremdgenutzte Immobilien eine immer größere Bedeutung beim langfristigen Vermögensaufbau. Laut „Vermögensbarometer 2015“ halten 53 % der Deutschen die selbstgenutzte Immobilie für diesen Zweck am besten geeignet; 28 % würden beim Vermögensaufbau auf eine fremdgenutzte Immobilie setzen.
Wettbewerb und Regulierung
Die Wettbewerbssituation auf dem deutschen Markt für Finanzdienstleistungen hat sich für die MLP Gruppe 2015 im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich verändert. Die Branche ist nach wie vor sehr heterogen und von großem Wettbewerbsdruck und Konsolidierungstendenzen gekennzeichnet. Zu den Anbietern zählen zahlreiche Banken, Versicherungen und freie Finanzvermittler, die ein sehr unterschiedliches Qualitätsniveau in der Beratung bieten. Darüber hinaus wächst der Wettbewerbsdruck auf die gesamte Branche durch neue, innovative Marktteilnehmer (sogenannte FinTechs).
Veränderte Rahmenbedingungen treiben Konsolidierung voran
Um die Transparenz und die Beratungsqualität im Markt nachhaltig zu erhöhen, hat der Gesetzgeber bereits in den vergangenen Jahren verschiedene regulatorische Änderungen auf den Weg gebracht, die auch im abgelaufenen Geschäftsjahr nachhaltig die Rahmenbedingungen beeinflusst haben und deren Umsetzung die Konsolidierung im Markt weiter vorantreiben wird. MLP hat zahlreiche Anforderungen, die der Gesetzgeber nun mit Regelwerken vorgibt, in der Vergangenheit bereits frühzeitig umgesetzt. Darin sehen wir einen Wettbewerbsvorsprung.
LVRG wirkt sich nachhaltig aus
Zum 1. Januar 2015 sind wichtige Änderungen im Rahmen des LVRG in Kraft getreten, die in Teilen auch nachhaltige Auswirkungen auf die Wettbewerbssituation im Gesamtmarkt zur Folge haben werden:
Die Absenkung des Höchstrechnungszins (Garantiezins) von 1,75 % auf 1,25 % hat im Berichtsjahr wie erwartet dazu beigetragen, dass sich die Zurückhaltung der Bürger beim Abschluss langfristiger Altersvorsorge-Verträge fortgesetzt hat. Durch die Absenkung des Höchstzillmersatzes von 4 % auf 2,5 % hat zudem der Margendruck im Markt zugenommen, wie eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov unter unabhängigen Vermittlern ergeben hat: Danach fürchten gut drei Viertel der Makler (77 %) eine massive Konsolidierungswelle bei Vermittlern durch das LVRG. Die Mehrheit (59 %) stellt bereits fest, dass das Vermittlungsgeschäft abnimmt und es zu Verschlechterungen bei Vergütung (85%) und Stornohaftung (78%) kommt.
Wie erwartet hat die Senkung des Höchstzillmersatzes zu Veränderungen in der Vergütungssystematik geführt, so ein weiteres Ergebnis der YouGov-Befragung: Knapp zwei Drittel der Gesellschaften (64 %) hätten die Abschlussprovisionen bereits gesenkt; mehr als 40 % hätten im Durchschnitt auf der anderen Seite die Bestandsprovisionen angehoben. Aufgrund der Veränderungen der Provisionsmodelle rechnet die Mehrheit (58 %) der Makler langfristig mit mittleren bis sehr hohen Einkommenseinbußen.
Für das Geschäftsjahr 2015 hat MLP als Qualitätsanbieter mit einem großen, hochwertigen Kundenbestand vergleichsweise geringe Auswirkungen auf das eigene Geschäft beobachtet. Der Margendruck auf kleinere und deutlich weniger qualitätsorientierte Teile des Markts hat jedoch deutlich zugenommen, was bestehende Konzentrationsprozesse aus unserer Sicht weiter antreiben wird.
Stärkere Bankenregulierung in Europa
Wie bereits in den Vorjahren hat auch im Berichtsjahr die Konkretisierung der Umsetzung von Basel III in der Europäischen Union (EU) die Bankenwelt in Europa weiter beschäftigt. Zum 1. Oktober 2015 trat die im Regelwerk enthaltene Liquiditätskennzahl (Liquidity Coverage Ration, LCR) als bindende Mindestgröße in der EU in Kraft. Die Liquiditätsdeckungsanforderung hat zum Ziel, den Liquiditätsbedarf der nächsten 30 Tage durch die Sicherstellung von ausreichend hochwertigen, kurzfristig liquidierbaren Aktiva zu decken. Um den Instituten eine allmähliche Anpassung an die neue Mindestanforderung zu erlauben, ist ein stufenweises Ansteigen des Erfüllungsgrads bis 100 % im Jahr 2018 vorgesehen. Als Institut mit Banklizenz gelten diese Regelungen auch für die MLP Finanzdienstleistungen AG und damit für den MLP Konzern. MLP erfüllt alle Anforderungen.
Bankenaufsicht harmonisiert
Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) hat am 19. Dezember 2014 ihre endgültigen Leitlinien zum aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (Supervisory Review and Evaluation Process, SREP) veröffentlicht. Damit wurde für die zuständigen Aufsichtsbehörden innerhalb der EU erstmals ein harmonisierter Rahmen für den Überwachungs- und Bewertungsprozess nach Basel III geschaffen. Mit Hilfe dieser Leitlinie sollen die Risiken der Banken transparenter und vergleichbarer gemacht werden. Letztlich führt die SREP-Leitlinie mittelfristig zu einer weiteren Harmonisierung des Aufsichtsrechts und der Aufsichtspraxis innerhalb der EU. Derzeit arbeitet die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) darüber hinaus an einer Novelle der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk), die voraussichtlich weiteren Anpassungsbedarf für die Institute mit sich bringen wird.
Mehr Schutz für Kleinanleger
Der Deutsche Bundestag hat am 23. April 2015 das Kleinanlegerschutzgesetz beschlossen. Mit den neuen Regelungen werden Verbraucher besser vor riskanten und intransparenten Finanzprodukten geschützt. Das Gesetz sieht mehr und aktuellere Informationen für Anleger sowie Vertriebsbeschränkungen für Anbieter von Vermögensanlagen vor und stärkt die Aufsicht über den Finanzmarkt.
Neue Beiträge zur Gesetzlichen Krankenversicherung
Zum 1. Januar 2015 ist das GKV-Finanzstruktur- und Qualitäts-Weiterentwicklungsgesetz (FQWG) in Kraft getreten. Damit wurde der allgemeine Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung von 15,5 % auf 14,6 % gesenkt. Dieser wird jeweils hälftig von Arbeitnehmer und Arbeitgeber getragen. Zudem gibt es einen Zusatzbeitrag, den die gesetzlichen Krankenkassen auf Basis ihrer Finanzlage regelmäßig neu bestimmen. 2015 lag er im Durchschnitt bei 0,9 %. Er wird allein von den Arbeitnehmern aufgebracht und individuell von den Kassen festgelegt.
Rentenbeitrag gesunken, Beitragsbemessungsgrenzen gestiegen
Aufgrund hoher Rücklagen konnte die Rentenkasse den Beitragssatz für die Rentenversicherung für das Jahr 2015 um 0,2 Prozentpunkte auf 18,7 % senken. In der Renten- und Krankenversicherung stiegen gleichzeitig die Bemessungsgrenzen: in der allgemeinen Rentenversicherung (West) von 5.950 € auf 6.050 €, in Ostdeutschland von 5.000 € auf 5.200 € im Monat. Die Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Krankenversicherung stieg 2015 auf 49.500 € nach 48.600 € im Vorjahr. Die Versicherungspflichtgrenze erhöhte sich von 53.550 € auf 54.900 €.
Unabhängige Beratung weiter gefragt
Auch nach jüngsten Untersuchungen waren unabhängige Anbieter wie MLP, also Vermittler ohne eigene Produkte, bei der Vermittlung von Altersvorsorgeprodukten in Deutschland von großer Bedeutung. Laut aktuellem Vertriebswege-Survey 2015 der Unternehmensberatung Towers Watson waren diese im Absatz von Lebensversicherungsprodukten der drittwichtigste Beratungszweig in der Branche. Ihr Marktanteil am vermittelten Neugeschäft lag bei 26,5 %. Ausschließlichkeitsvertreter, die nur eine einzige Gesellschaft vertreten, erreichten mit 28,7 % Platz zwei, knapp hinter den Banken (29,5 %).
Auch bei der Vermittlung von privaten Krankenversicherungen spielen unabhängige Berater laut den jüngsten Zahlen von Towers Watson nach wie vor eine wichtige Rolle: Mit einem Marktanteil von 34,3 % sind sie nach den Ausschließlichkeitsvertretern die zweitwichtigste Beratergruppe.