WIRTSCHAFTSBERICHT

Branchensituation und Wettbewerbsumfeld


Der überwiegende Anteil der Umsatzerlöse von MLP stammt aus den vier Beratungsfeldern Altersvorsorge, Vermögensmanagement, Sachversicherung und Krankenversicherung. Im Geschäftsjahr 2017 betrug dieser Anteil rund 94 %. Die Umsätze in der Altersvorsorge und in der Krankenversicherung entstehen im Segment Finanzberatung. Die Umsätze im Vermögensmanagement stammen sowohl aus dem Segment FERI als auch aus dem Segment Banking. Neben dem Segment DOMCURA entstehen die Umsätze in der Sachversicherung auch in der MLP Finanzberatung SE.

 

Im Folgenden wird erläutert, welche Faktoren im Jahr 2017 das Marktumfeld und die Ertragslage in den genannten vier Beratungsfeldern besonders beeinflusst haben.
 

Altersvorsorge

Auch im Jahr 2017 stand die Altersvorsorgebranche vor großen Herausforderungen. Die anhaltende Niedrigzinsphase und die Zurückhaltung vieler Verbraucher beim Abschluss lang laufender Verträge haben das Marktumfeld in der Altersvorsorge in Deutschland nachhaltig belastet. Verschärfend kam die Absenkung des Höchstrechnungszinses zum 1. Januar 2017 von 1,25 % auf 0,90 % hinzu, die nicht nur Auswirkungen auf die Attraktivität von Lebensversicherungen hatte. Die Absenkung führte außerdem bei Risikolebens-, Sterbegeld-, Pflegerenten- und vor allem auch bei Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU) zu Beitragserhöhungen. Nach Einschätzung des Analysehauses Assekurata kommt diese Entwicklung für die Lebensversicherer zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da diese sich zunehmend auf die BU-Versicherung als eines der wenigen attraktiven Wachstumsfelder fokussieren.

 

Produktlandschaft verändert sich

Die Lebensversicherer begegnen den beschriebenen Herausforderungen mit Innovationen in der Produktlandschaft und gehen verstärkt dazu über, ihre Altersvorsorgeprodukte mit einer flexiblen oder ganz ohne Garantieverzinsung anzubieten. Laut einer Studie von Assekurata sind klassische Lebens- und Rentenversicherungen für die Lebensversicherer zum Nischenprodukt geworden. Sie setzen auch aufgrund der positiven Entwicklung an den Aktienmärkten eher auf fondsgebundene Policen und Biometrieprodukte wie die BU-Versicherung.

 

Niedrigzinsphase macht Deutsche ratlos

Die Niedrigzinsphase bereitet den deutschen Sparern große Sorgen: Laut Vermögensbarometer 2017 der Finanzgruppe Deutscher Sparkassen- und Giroverband macht sich mehr als jeder zweite Deutsche (53 %) Sorgen um die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Knapp ein Drittel (31 %) zeigt sich ratlos, wie sich angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase die eigenen Altersvorsorgeziele erreichen lassen.

 

Sparraten sinken

Laut AXA Deutschland Report 2017 sehen sich 61 % der Bundesbürger vor allem aufgrund der Niedrigzinsen nicht mehr ausreichend für den Ruhestand abgesichert. Zudem erwartet mehr als die Hälfte (56 %) der Berufstätigen, dass sich ihre Lebensqualität im Alter verschlechtern wird; ein Jahr zuvor hatten dies nur 40 % befürchtet. Zwar gehört für 79 % der Erwerbstätigen die finanzielle Absicherung im Rentenalter zu den drei wichtigsten Lebenszielen. Dennoch sparen die Deutschen im Durchschnitt laut AXA-Report nur noch 130 € im Monat für ihre Altersvorsorge. Das sind 16 % weniger als ein Jahr zuvor (2016: 155 €). Der am häufigsten genannte Grund für zu geringe Vorsorge ist mit 57 % ein „zu geringes Einkommen und Vermögen“. Am zweithäufigsten nennen die Befragten eine „unzureichende Unterstützung beim Thema, z. B. in Form staatlicher Förderung“ (21 %). Auf Rang drei liegt „mangelnde Kenntnis bzw. Aufklärung zum Thema“ (11 %).
 

Urlaub wichtiger als Altersvorsorge

Die meisten Deutschen sparen einer 2017 veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa zufolge lieber für ihre nächste Urlaubsreise als für ihre private Altersvorsorge: 57 % würden eher für eine Reise Geld zur Seite legen als für den Ruhestand. Fast ein Drittel der Befragten würde auf andere Ersparnisse oder finanzielle Reserven zurückgreifen, um nicht ganz auf Ferien verzichten zu müssen. Laut Forsa haben deutsche Haushalte für alle Urlaubsreisen zusammen 2016 im Durchschnitt 4.307 € ausgegeben.

 

Schwierige Rahmenbedingungen in allen drei Schichten spürbar

Die beschriebenen schwierigen Rahmenbedingungen spiegelten sich im Berichtsjahr in der Marktentwicklung der verschiedenen Altersvorsorge-Produkte wider. Dabei bietet der Staat den Bürgern über Steuervorteile und Zuschüsse verschiedene Anreize, um zusätzlich für das Alter vorzusorgen.

 

Die staatliche Förderung in Deutschland wird im sogenannten 3-Schichten-Modell dargestellt:

 

  • Basisvorsorge: Gesetzliche Rente und Basis-Rente
  • Zusatzvorsorge: Riester-Rente und betriebliche Altersvorsorge
  • Übrige Zusatzvorsorge: Renten- und Lebensversicherungen, Kapitalmarktprodukte

 

Verbesserte Förderung von Basis-Rente ohne Effekt

Zur Basisvorsorge in der 1. Schicht gehört neben der gesetzlichen Rentenversicherung auch die Basis- oder Rürup-Rente, deren Beiträge steuerlich geltend gemacht werden können. Die Basis-Rente steht neben Angestellten auch Selbstständigen und Freiberuflern offen, die nicht der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht unterliegen. Seit 2015 hat die Bundesregierung den bisherigen Förderrahmen für die Basis-Rente aufgestockt und dynamisiert, um sie attraktiver zu machen. Der steuerlich absetzbare Höchstbetrag lag im Jahr 2017 bei 23.362 € für Alleinstehende (bei Zusammenveranlagung für Ehegatten 46.724 €). 2017 konnten Steuerzahler das im Laufe des Jahres in eine Basisvorsorge eingezahlte Kapital zu 84 % als Sonderausgaben von der Einkommensteuer absetzen.

 

Trotz dieses erheblichen Steueranreizes wurden nach Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bis zum Stichtag 31. Dezember 2017 lediglich 81.000 neue Basis-Rentenverträge marktweit abgeschlossen (2016: 96.000). Das entspricht einem Rückgang von 15 %.

 

Wachstum nur bei Wohn-Riester

Die Zusatzvorsorge der 2. Schicht besteht im Wesentlichen aus der Riester-Rente und der betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Bei den Riester-Neuverträgen setzte sich auch im Berichtsjahr der branchenweite Trend sinkender Absatzzahlen fort. Zum Ende des 3. Quartals 2017 sank laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales der Gesamtbestand auf 16,53 Mio. Riester-Verträgen – und damit 7.000 Verträge unter dem Wert vom 31. Dezember 2016. Ein klarer Schwerpunkt bei den Neuverträgen lag im Berichtsjahr – wie bereits in den Jahren zuvor – in den Bereichen „Investmentfonds“ und „Wohn-Riester“, die weitere Zuwächse verzeichneten. Die Zahl der Riester-Versicherungsverträge war hingegen stark rückläufig.

   

Betriebliche Altersvorsorge: Mehr Förderung per Gesetz

Die Bedeutung der betrieblichen Vorsorge als weiterer Bestandteil der 2. Schicht ist grundsätzlich groß. Schon heute halten laut Umfrage des GfK Vereins 42 % der Deutschen die betriebliche Altersvorsorge (bAV) für eine der attraktivsten Sparformen; nur die eigene Immobilie ist mit 76 % beliebter.

 

Unterschiede in der Verbreitung gibt es insbesondere gemessen an der Unternehmensgröße. Unter den Großbetrieben bieten bereits heute nahezu 90 % der Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern der Belegschaft eine betriebliche Altersvorsorge an. Jedoch verfügen nur etwa zwei Drittel dieser Mitarbeiter über eine betriebliche Altersvorsorge. Das Potenzial bei kleinen und mittleren Betrieben ist nochmals größer. Lediglich 71,5 % der kleinen Betriebe bieten eine betriebliche Vorsorge an und nur 41,1 % dieser Mitarbeiter machen derzeit davon Gebrauch. Bei Betrieben bis ca. 200 Mitarbeiter machen 76,4 % den Mitarbeitern ein Angebot, genutzt wird es jedoch nur von 44,7 %.

 

Die betriebliche Altersvorsorge in Deutschland wird steuer- und sozialversicherungsrechtlich gefördert. Anfang Juni 2017 hat der Bundestag das Betriebsrentenstärkungsgesetz verabschiedet, das positive Impulse für die betriebliche Altersvorsorge bringen könnte. Eckpunkte des neuen Gesetzes beinhalten insbesondere eine Erhöhung des steuerlichen Förderrahmens auf 8 % (bisher 4 %) der Beitragsbemessungsgrenze pro Jahr sowie einen direkten Förderbeitrag für Geringverdiener: Bei Einkommen bis zu 2.200 € brutto monatlich wird ein Arbeitgeberzuschuss von bis zu 480 € jährlich mit bis zu 144 € staatlich gefördert. Weitere Details dazu im Prognosebericht „Wettbewerb und Regulierung“.

 

Lebens- und Rentenversicherung weniger gefragt

In der 3. Schicht zeigt sich nach wie vor eine verhaltene Entwicklung, vor allem bei klassischen Lebens- und Rentenversicherungen. Laut GDV ging die Zahl der Neuverträge nochmals unter das niedrige Niveau des Vorjahres zurück (-5,2 %). Im Neugeschäft entfielen 50 % auf neue Garantieprodukte, nach 46 % in 2016 und 37 % in 2015.

 

Gesamtmarkt leicht rückläufig

Aufgrund des beschriebenen schwierigen Marktumfelds und der anhaltenden Zurückhaltung der Bevölkerung beim Abschluss langfristiger Verträge lag die vermittelte Beitragssumme des Neugeschäfts laut vorläufigen Angaben des GDV im Berichtsjahr mit 144,7 Mrd. € leicht (-2,4 %) unter dem in der langfristigen Perspektive niedrigen Vorjahreswert (148,3 Mrd. €).
  

Vermögensmanagement

Das Marktumfeld im Bereich Vermögensmanagement war im Berichtszeitraum weiterhin durch die anhaltend niedrigen Zinsen und eine zeitweise hohe Volatilität an den Aktienmärkten geprägt. Eine robust wachsende Weltwirtschaft mit Gewinnwachstum, niedrigen Zinsen und einer freundlichen Geldpolitik bot den globalen Aktienmärkten jedoch eine gute Unterstützung. Das strategische Bild an den Finanzmärkten wurde im Berichtszeitraum vor allem durch den politischen, monetären und ökonomischen „Regimewechsel“ geprägt. Die graduelle Ablösung der ultra-expansiven Geldpolitik der großen Notenbanken, separatistische Tendenzen und der politische Rechtsruck in Europa, aber auch die unklaren Folgen des Brexit sorgten für Unsicherheiten.

 

Laut des „Global Wealth Report 2017“ der Boston Consulting Group (BCG) stieg das Finanzvermögen der Deutschen im Erhebungszeitraum 2016 um 3,7 % auf insgesamt 6,3 Bio. US-Dollar, während es weltweit 166,5 Bio. US-Dollar betrug. Unter den wohlhabendsten Ländern kommt Deutschland der Studie zufolge auf Platz fünf – hinter den USA, China, Japan und Großbritannien. Bei der Zahl der Millionärshaushalte erreicht Deutschland Platz sechs.

 

Die privaten Haushalte in Deutschland sind in der Summe so reich wie nie: Ihr Geldvermögen stieg nach Angaben der Deutschen Bundesbank zum Ende des dritten Quartals 2017 auf den Rekordwert von rund 5.778,6 Mrd. €. Die Vorliebe der privaten Haushalte für liquide und risikoarme Anlageformen ist laut Bundesbank weiterhin ausgeprägt.

Der deutschen Fondsbranche flossen bis Ende November 2017 netto 138,8 Mrd. € zu, eine Steigerung des verwalteten Volumens um 6,9 %. Den prozentual höchsten Zuwachs verzeichneten Aktienfonds mit einem Anstieg um 14,9 %, gefolgt von Mischfonds, die um 13,9 % zulegten. Rentenfonds verzeichneten in den ersten elf Monaten des Berichtsjahrs einen Zuwachs von 9,5 %.

Laut Vermögensbarometer der Finanzgruppe Deutscher Sparkassen- und Giroverband ist die Mehrheit der Deutschen (59 %) zufrieden mit ihrer finanziellen Situation. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Die Hälfte der Befragten sorgt sich allerdings um den Niedrigzins bzw. die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Knapp zwei Drittel sehen eine baldige Zinswende als wichtig bzw. sehr wichtig an.

 

Institutionelle Investoren setzen auf Alternative Investments

In einem Umfeld niedriger Renditen und geopolitischer Risiken wenden sich institutionelle Investoren weltweit vermehrt alternativen Anlageformen zu, um ihre Portfolios zu diversifizieren. Das geht aus der jährlichen RiskMonitor-Umfrage von Allianz Global Investors (AllianzGI) hervor. Weltweit geben sieben von zehn Befragten an, dass sie in Alternatives investiert sind. Insgesamt legten institutionelle Investoren laut RiskMonitor im Berichtszeitraum einen verstärkten Fokus auf das Risikomanagement und passten ihre Ertragserwartungen nach unten an. Demnach stehen institutionelle Investoren trotz der im Berichtszeitraum stark gestiegenen Aktienmärkte nach wie vor einem Rendite-Risiko-Problem gegenüber und vor der Frage, ob an den Märkten sämtliche Risiken eingepreist sind.

 

Anhaltende Konsolidierung im Private Banking und Wealth Management

Der Markt für die Beratung und Verwaltung großer Privatvermögen, in dem wir über FERI aktiv sind, ist seit der Finanz- und Wirtschaftskrise anspruchsvoller und umkämpfter geworden. Das Wettbewerbsumfeld wird bestimmt durch die anhaltende Konsolidierung im Wealth Management und insbesondere im Private Banking. Gleichzeitig führt das anhaltende Niedrigzinsumfeld auch zu einem stärkeren Preisbewusstsein der Kunden.
  

Sachversicherung

Die Bedeutung des Geschäfts mit Sachversicherungen hat für unabhängige Vermittler in den vergangenen Jahren zugenommen. Laut einer Studie von AssCompact sprechen im Jahr 2017 knapp drei Viertel (70 %) der befragten Vermittler dem privaten Sachgeschäft eine hohe Relevanz zu. Im Zweijahresvergleich (2015) waren es nur 40 %.

 

Sachversicherungen als solide Säule des Geschäftsmodells

Vor dem Hintergrund der angespannten und unsicheren Rahmenbedingungen in der Lebens- und Krankenversicherung und durch das Inkrafttreten von Solvency II spielt laut Analysehaus Assekurata die insgesamt sehr solide Entwicklung der Sachversicherungen für die Branche eine besondere Rolle. Dabei sind vor allem die Sparten Hausrat-, Unfall- und Haftpflichtversicherung verlässliche Ertragsquellen – insbesondere im Privatkundengeschäft. Darüber hinaus beobachtet Assekurata eine stärkere produktseitige Fokussierung auf standardisiertes Gewerbekundengeschäft für Handwerksbetriebe beziehungsweise kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Aktuell vermitteln der Studie „AssCompact AWARD – Gewerbliches Schaden-/Unfallgeschäft 2017“ zufolge nahezu alle befragten Unternehmen gewerbliche Haftpflicht- und Sachversicherungen. Gewerbliche Rechtsschutzversicherungen werden von 87 % der Makler angeboten, dahinter folgen technische Versicherungen (74 %), Kfz-Flottenversicherungen (66 %), Transportversicherungen (55 %) sowie Cyberversicherungen (40 %). Dabei verfolgt bereits ein Drittel der unabhängigen Makler eine strategische Branchen- bzw. Zielgruppenfokussierung auf das Handwerk, Dienstleister (z. B. Immobilienmakler, IT-Dienstleister, Unternehmensberater) sowie Freiberufler (z. B. Anwalt, Arzt, Steuerberater).

 

Wechseltrend bei Kfz-Versicherungen hält an

Die Wechselbereitschaft bei der Autoversicherung ist bei den Deutschen gestiegen. Laut Meinungsforschungsinstitut YouGov erklärten sich bei der jüngsten Studie Ende 2016 ein Fünftel (21,4 %) aller Kfz-Versicherten in Deutschland grundsätzlich wechselbereit. Dies entspricht hochgerechnet 9,4 Mio. Kfz-Versicherten. Damit setzte sich der Wechseltrend aus den Vorjahren fort; im Jahr 2010 hatten nur 13,1 % der Befragten Wechselbereitschaft signalisiert.

 

Risiken durch Naturgewalten nehmen zu

Unwetter mit Starkregen haben 2016 fast zehnmal höhere Versicherungsschäden verursacht als ein Jahr zuvor: In der Gesamtbilanz schlugen Überschwemmungsschäden mit rund 940 Mio. € zu Buche, nachdem es 2015 lediglich 100 Mio. € waren. 2016 war damit das Jahr mit den dritthöchsten Überschwemmungsschäden seit 1999. Das geht aus dem „Naturgefahrenreport 2017“ des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.

 

Überschwemmungsschäden an Häusern und Hausrat werden nur dann von der Versicherung ersetzt, wenn eine erweiterte Naturgefahrenversicherung besteht. Vielen Hausbesitzern in Deutschland fehlt dieser Zusatzbaustein in ihrer Wohngebäudeversicherung, hat der GDV erhoben. Bundesweit haben aktuell nur rund 40 % der Häuser diesen Schutz. Insgesamt sind aber in Deutschland gut 99 % der Gebäude problemlos gegen Überschwemmungen und Starkregen versicherbar, weil sie nach dem Zonierungssystem (ZÜRS) nicht als gefährdet eingestuft werden.

 

Sachgeschäft weiter auf positivem Wachstumspfad

Nach Einschätzung des GDV zeigte sich das Wachstum in der Schaden- und Unfallversicherung im Berichtsjahr weiterhin stabil: Für das Gesamtjahr 2017 geht der GDV von einer Steigerung der Beitragseinnahmen von 2,9 % aus. Das anhaltend starke Beitragswachstum in den Sachversicherungen ist wesentlich auf die regelmäßigen Beitragsanpassungen im Neu- und Bestandsgeschäft, beispielsweise in der Wohngebäude- und in der Rechtsschutzversicherung zurückzuführen. Im Allgemeinen fußt das Wachstum in allen Zweigen der Sachversicherungen auf steigenden Versicherungssummen und teilweise auch auf Deckungserweiterungen, nicht jedoch auf einer steigenden Anzahl versicherbarer Risiken.
 

Krankenversicherung

Immer weniger Vollversicherte in Deutschland

Die Krankenversicherung befand sich auch im Geschäftsjahr 2017 unverändert in einem schwierigen Marktumfeld – insbesondere bei der privaten Vollversicherung. Nach Angaben des Verbands der privaten Krankenversicherung (PKV) ist die Zahl der Vollversicherten bereits seit fünf Jahren in Folge rückläufig: Sie lag per 31. Dezember 2016 mit 8,77 Mio. Personen um 17.300 (-0,2 %) unter dem Jahr 2015. Nach Ansicht von Branchenexperten hat sich dieser Trend auch 2017 fortgesetzt.

 

Gesetzliche Krankenversicherung wird teurer

Seit 2015 dürfen die gesetzlichen Krankenkassen neben dem allgemein gültigen Beitragssatz von 14,6 % einen Zusatzbeitrag erheben. Im Jahr 2017 lag der durchschnittliche Zusatzbeitrag bei 1,1 %. Zudem gehören für gesetzlich Krankenversicherte Selbst- und Zuzahlungen für einzelne Gesundheitsleistungen längst zum Alltag. Die Continentale-Studie 2017 zeigt: 90 % der Befragten hatten in den vergangenen zwölf Monaten Leistungen für ihre Gesundheit aus eigener Tasche gezahlt – am häufigsten in der Apotheke (75 %) und beim Zahnarzt (59 %). Im Schnitt zahlte jeder gesetzlich Versicherte 448 € im Jahr zusätzlich zum regulären GKV-Beitrag für seine Gesundheit; das sind 104 € bzw. 30 % mehr als im Jahr 2012. Besonders hohe Ausgaben haben ältere Befragte ab 60 Jahren mit 577 € sowie Besserverdiener mit 541 €. Dennoch war 2016 die Zahl der Versicherten, die von der PKV in die GKV wechselten, immer noch höher als die Neuzugänge aus der GKV in die PKV.

 

Im Zuge der Bundestagswahl 2017 und der anschließenden Sondierungsgespräche der Parteien führte die öffentliche Diskussion über die mögliche Einführung einer Bürgerversicherung zur Verunsicherung der Verbraucher. Auch nach der Wahl treten vor allem die SPD sowie Grüne und Linke für die Abkehr vom dualen System mit privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen ein. In den inzwischen abgeschlossenen Koalitionsverhandlungen konnte sich die SPD mit diesem Thema nicht durchsetzen.

 

Privatversicherte zufrieden mit Leistung und Beitrag

Ungeachtet der Diskussionen um den Fortbestand der PKV sind die meisten Kunden mit ihrer privaten Krankenversicherung zufrieden, sehr oder gar vollkommen zufrieden. Dies geht aus einer Umfrage der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur hervor: Danach sind 96 % der Vollversicherten insgesamt mit ihrer PKV und immerhin 71,2 % mit der Beitragsentwicklung zufrieden.
 

Zusatzversicherungen im Plus

Der Trend zur privaten Vorsorge, um den Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung aufzustocken, setzte sich fort: Die Zahl der Zusatzversicherungen stieg laut den jüngsten Zahlen des PKV-Verbands im Jahr 2016 um 1,3 % auf 25,1 Mio.

 

Laut aktuell verfügbaren Zahlen aus dem Jahr 2016 sind mit rund 15,5 Mio. Bestandspolicen Zahntarife die mit Abstand am häufigsten abgeschlossenen Zusatzversicherungen. Ihre Zahl stieg um 1,3 %. Weiterer Wachstumstreiber im Geschäftsbereich Ergänzungsversicherungen ist zudem die Pflegeergänzungsversicherung: Die Zahl der staatlich geförderten Pflegezusatzversicherungen („Pflege-Bahr“) stieg 2016 um 13,7 % auf rund 777.000 Verträge. Die Zahl der ungeförderten Pflegezusatzpolicen wuchs um 4,5 % auf knapp 2,7 Mio.

 

Pflege ist wichtiges Zukunftsthema

Dass das Thema Pflege ein wichtiges Anliegen ist, zeigt auch eine repräsentative Befragung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP). Demnach war eigenen Angaben zufolge für fast die Hälfte (43 %) aller Deutschen die Lebenssituation älterer und pflegebedürftiger Menschen sehr wichtig für ihre Entscheidung bei der Bundestagswahl. In der besonders relevanten Altersgruppe 50+ als größte Wählergruppe gaben dies sogar 53 % an.
 

Immobilien

Angesichts anhaltend niedriger Zinsen haben selbst- und fremdgenutzte Immobilien eine immer größere Bedeutung beim langfristigen Vermögensaufbau. Laut „Vermögensbarometer 2017“ der Finanzgruppe Deutscher Sparkassen- und Giroverband halten 54 % der Deutschen die selbstgenutzte Immobilie für diesen Zweck am besten geeignet; das sind neun Prozentpunkte mehr als 2010. 27 % würden beim Vermögensaufbau auf eine fremdgenutzte Immobilie setzen.

 

Geringste Wohneigentumsquote im Europavergleich

In Sachen Eigenheim sind die Deutschen im europaweiten Vergleich Schlusslicht. Während in vielen europäischen Ländern wie Norwegen, Spanien und Italien die Wohneigentumsquote bei über 70 % liegt, werden in Deutschland lediglich 45 % der Wohnungen von den Eigentümern selbst bewohnt (siehe Grafik).
 

Mikro-Wohnungen in Großstädten sehr gefragt

Besonders die Mieten für Mikro-Wohnungen, wie sie beispielsweise von Studenten genutzt werden, sind in den vergangenen sieben Jahren um bis zu 70 % angestiegen. Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Als Grund dafür nennt die Untersuchung den allgemeinen Zuzug in die Großstädte, das niedrige Wohnungsangebot und den damit einhergehenden Konkurrenzkampf um Wohnungen.

 

Finanzierung

Generell sind laut dem Vermögensbarometer 2017 drei Viertel der Bevölkerung bereit, sich für eine selbstgenutzte Immobilie zu verschulden; bei jungen Familien sind es sogar 88 %. Zur Finanzierung leihen sich die Deutschen laut einer Umfrage von vdp Research im Schnitt 78 % der Baukosten für das Eigenheim von der Bank, der Rest ist Eigenkapital.

 

Wettbewerb und Regulierung

Die Wettbewerbssituation auf dem deutschen Markt für Finanzdienstleistungen hat sich für die MLP Gruppe in 2017 im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich verändert. Die Branche ist nach wie vor sehr heterogen und von Konsolidierungstendenzen gekennzeichnet. Zu den Anbietern zählen zahlreiche Banken, Versicherungen und freie Finanzvermittler, die ein sehr unterschiedliches Qualitätsniveau in der Beratung bieten. Darüber hinaus geht Wettbewerbsdruck auf die gesamte Branche von den neuen, innovativen Marktteilnehmern („FinTechs“) aus.

 

FinTech-Branche weiter mit Wachstum – jedoch geringere Dynamik

Derzeit gibt es einer Studie der comdirect zufolge 699 FinTech-Start-ups in Deutschland. Die Geschwindigkeit, mit der die Branche wächst, nimmt jedoch deutlich ab. Während 2016 insgesamt 141 Start-ups gegründet wurden, waren es in den ersten neun Monaten 2017 lediglich 30, wie die comdirect-Studie zeigt. Zum Vergleich: Im Vorjahr wurden zum selben Zeitpunkt bereits 49 Gründungen registriert. Auch beim Investitionsvolumen verringert sich das Wachstum: Der prozentuale Anstieg lag 2017 deutlich unter dem Vorjahreswert von 40 %. Trotz des verlangsamten Wachstums bleibt die Herausforderung für etablierte Unternehmen durch die bereits zahlreich vorhandenen FinTechs bestehen – es bieten sich aber auch zunehmend Möglichkeiten für Kooperationen.    

 

Veränderte Rahmenbedingungen treiben Konsolidierung voran

Um die Transparenz und die Beratungsqualität im Markt nachhaltig zu erhöhen, hat der Gesetzgeber bereits in den vergangenen Jahren verschiedene regulatorische Änderungen auf den Weg gebracht. Diese haben auch im abgelaufenen Geschäftsjahr die Rahmenbedingungen beeinflusst und werden die Konsolidierung weiter vorantreiben.

 

Mehr Transparenz und besserer Anlegerschutz im Fokus

Im März 2017 hat der Bundestag die Umsetzung der Finanzmarktrichtlinie „Markets in Financial Instruments Directive“ (MiFID II) beschlossen. Das Gesetz wird in weiten Teilen zum 3. Januar 2018 in Kraft treten und passt nationale Vorschriften im Bereich der Finanzmarktaufsicht an zahlreiche neue europäische Vorgaben an. Die geplanten Änderungen durch das MiFID II-Regelwerk haben grundlegende Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle der Branchenteilnehmer. Bestehende Prozesse müssen überprüft und mit zum Teil hohem Aufwand an die neuen Anforderungen angepasst werden. Dies gilt insbesondere für die IT-Prozesse und die Produktstrukturen. Hier müssen zum Teil Produkte neu gestaltet und IT-Prozesse implementiert werden, um den neuen Vorgaben zu entsprechen. Details dazu stehen im Prognosebericht „Wettbewerb und Regulierung“.

 

IDD-Umsetzung beschäftigt Versicherungsbranche

Der Bundesrat hat im Juli 2017 die Umsetzung der Versicherungsvertriebsrichtlinie „Insurance Distribution Directive“ (IDD) in deutsches Recht formal beschlossen; das Gesetz soll am 23. Februar 2018 in Kraft treten. Es sieht neue Regeln für mehr Transparenz und einen verbesserten Verbraucherschutz im Versicherungsvertrieb vor (weitere Informationen stehen im Prognosebericht „Wettbewerb und Regulierung“). Die IDD schreibt außerdem vor, dass sich Versicherungsvermittler mindestens 15 Stunden im Jahr weiterbilden müssen.

 

Aufgrund der IDD stand 2017 für die Versicherungsbranche und die Vermittler ganz im Zeichen der Vorbereitung auf die neuen regulatorischen Anforderungen. Bei MLP sind – wie bei jedem anderen Marktteilnehmer – umfangreiche prozessuale Anpassungen aufgrund der IDD-Vorgaben notwendig. Größere Auswirkungen auf das Geschäftsmodell sind jedoch nicht zu erwarten.

LVRG zeigt Wirkung im Markt

Das bereits 2015 in Kraft getretene Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) wirkte sich auch im Berichtsjahr auf den Markt aus: Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson führte das LVRG 2017 zu deutlich niedrigeren Vergütungen in der Versicherungsvermittlung. Die in Deutschland tätigen Lebensversicherer reduzierten ihre Abschlussprovisionssätze je nach Vertriebsweg um 1,5 bis 7,0 Promille.

 

Stärkere Bankenregulierung in Europa

Wie bereits in den Vorjahren hat auch im Berichtsjahr die Konkretisierung der Umsetzung von Basel III in der Europäischen Union (EU) die Bankenwelt in Europa beschäftigt. Als Institut mit Banklizenz ist auch die MLP Banking AG betroffen.

 

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat am 27. Oktober 2017 die jüngste Novelle der Mindestanforderungen an das Risikomanagement von Kreditinstituten (MaRisk) veröffentlicht. Darin haben die BaFin und die Deutsche Bundesbank die Mindestanforderungen an neue europäische und internationale Vorgaben angepasst. Darüber hinaus sind Erfahrungen in die Novelle eingeflossen, die die BaFin und die Deutsche Bundesbank bei der täglichen Aufsicht und bei Prüfungen gemacht haben. Wesentliche Neuerungen betreffen die Bereiche Datenaggregation und Risikoberichterstattung, Risikokultur und Auslagerung. Die neue Fassung der MaRisk ist mit Veröffentlichung in Kraft getreten. Für neue Anforderungen gilt eine Umsetzungsfrist bis 31. Oktober 2018.

 

Fortbildungspflicht auch für Immobilienmakler

Der Bundestag hat am 22. Juni 2017 das Gesetz zur Einführung einer Berufszulassungsregelung für gewerbliche Immobilienmakler und Wohnimmobilienverwalter beschlossen. Es tritt zum 1. August 2018 in Kraft. Für Immobilienverwalter gilt damit erstmals eine Zulassungspflicht. Für Immobilienmakler kommt zusätzlich zur bereits bestehenden Zulassungspflicht eine Fortbildungspflicht hinzu. Weitere Details dazu im Prognosebericht „Wettbewerb und Regulierung“.

 

Zum 21. März 2017 endete die Übergangsfrist im Rahmen der Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR). Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Berater ohne Erlaubnis nach § 34i GewO Zeit, einen entsprechenden Sachkundenachweis zu erbringen. Die WIKR setzte im März 2016 eine EU-Richtlinie in deutsches Recht um. Marktteilnehmer erwarten aufgrund der Anforderungen an die Beraterqualifikation eine Marktbereinigung. MLP Berater sind aufgrund entsprechender interner Schulungsmaßnahmen darauf vorbereitet.

 

Erste Vorstöße für „Europäische Rente“

Die EU-Kommission hat im Sommer 2017 den Entwurf eines Regelwerks für ein „europaweites privates Altersvorsorgeprodukt“ (pan-European Personal Pension Product – PEPP) vorgelegt. PEPP soll als Element der Kapitalmarktunion das europaweite Angebot von privater Altersvorsorge ermöglichen und diese so voranbringen. Aus Sicht des Analysehauses Assekurata wären die einheitlichen Standards innerhalb Europas unter Transparenzaspekten grundsätzlich zu begrüßen. Speziell für die deutsche Versicherungsbranche gehen die Experten aber bei der derzeitigen Ausgestaltung des PEPP von keinen massiven Wachstumsimpulsen aus.

 

Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff ab 2017

Am 1. Januar 2017 ist der zweite Teil des Pflegestärkungsgesetzes in Kraft getreten. Statt der bisherigen drei Pflegestufen gibt es nun fünf Pflegegrade. Zur Finanzierung stieg der Beitrag zur Pflegeversicherung ab 2017 um weitere 0,2 Prozentpunkte. Die gesetzliche Pflegeversicherung bietet jedoch nur eine finanzielle Teilabsicherung. Die Beratung zum privaten Pflegeschutz wird damit immer wichtiger.

 

Grundsätzlich sieht sich MLP bei der Erfüllung der gesetzlichen Dokumentations-, Qualifikations- und Transparenzpflichten gut vorbereitet. Dessen ungeachtet sind die regulatorischen Entwicklungen insgesamt als herausfordernd zu bewerten und üben Druck auf die Profitabilität aller Marktteilnehmer aus.

 

Unabhängige Beratung weiter gefragt

Jüngsten Untersuchungen zufolge spielten unabhängige Anbieter wie MLP, also Vermittler ohne eigene Produkte, bei der Vermittlung von Altersvorsorgeprodukten in Deutschland eine führende Rolle. Laut aktuellem Vertriebswege-Survey 2017 der Unternehmensberatung Willis Towers Watson waren unabhängige Vermittler beim Absatz von Lebensversicherungsprodukten der führende Vertriebskanal in der Branche. Ihr Marktanteil am vermittelten Neugeschäft lag bei 28,7 % (Vorjahr: 26,3 %). Banken erreichten mit 28,6 % Platz zwei; Ausschließlichkeitsvertreter, die nur eine einzige Gesellschaft vertreten, lagen mit 27,2 % auf dem dritten Rang.

 

Auch bei der Vermittlung von privaten Krankenversicherungen spielen unabhängige Berater laut den jüngsten Zahlen von Willis Towers Watson nach wie vor eine wichtige Rolle: Mit einem Marktanteil von 33,9 % sind sie, nach den Ausschließlichkeitsvertretern (48,5 %), die zweitwichtigste Beratergruppe. Das gleiche gilt für den Bereich Sachversicherungen: Dort waren unabhängige Vermittler mit 26,1 % ebenfalls der zweitwichtigste Vertriebsweg nach den Ausschließlichkeitsvertretern (45,4 %).

 

Konsolidierung bei den Vermittlern schreitet voran

Generell ist die Zahl der Versicherungsvermittler seit Jahren stetig rückläufig. Laut aktuellen Zahlen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages ist die Zahl der im Versicherungsvermittler-Register eingetragenen Vermittler seit Jahresbeginn 2017 bis Oktober um gut 4.000 auf 224.462 zurückgegangen. Im Vergleich zu 2011, als noch 263.452 Vermittler registriert waren, beträgt der Rückgang rund 15 %.